Und zwar frei verfügbar als 48- bzw. (festhalten!) 1336-seitige PDFs: Während die deutsche Dokumentation der Highlights von 2009 durch ihr buntes Layout besticht und in gedruckter Form noch manchen Politiker beeindrucken soll, ist der internationale "Final Report" eine endlose Abfolge von Einzelberichten zahlreicher Autoren, die wohl nicht weiter hinterfragt wurden. Insbesondere die behaupteten 710'244'200 Inder, die das IYA angeblich "erreicht" habe, sind mehr als kritisch zu sehen - und stellen den Löwenanteil der globalen Summe von 815 Mio. 'Erreichten' dar. Allein 700 Mio. sind nämlich die angeblichen Zuschauer einer indischen Parade mit einem einsamen Astro-Float: Es ist keineswegs klar, wieviele das wirklich wahrnahmen, geschweigedenn ob man das überhaupt mitzählen sollte. In einem Vorab-Bericht im Juli (Seiten 4-21 und 101 des IAU Bulletin #106) war noch vergleichsweise bescheiden von "mindestens 97 Millionen" weltweit die Rede gewesen, die das IYA berührt habe; vorher waren auch (hochgerechnete) "mehr als 200 Mio." bzw. "hunderte Millionen" genannt worden, so jedenfalls zwei Berichte von einer Nach-IYA-Tagung im März. Aber Schluss mit dem Zahlenwirrwar!
Der "Drive" des IYA ist einstweilen hierzulande noch erhalten, wie sich am 17. September bei einem großen "Gipfeltreffen" der deutschen Astronomie-Outreachler in Bonn am Rande der Jahrestagung der Astronomischen Gesellschaft zeigte (Impressionen eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben sowie hier die letzten 2 Bilder). Ein Ergebnis - auch bei der Session des AG-AK Astronomiedidakik tags zuvor - war, dass sich die Amateurastronomen im IYA einen derart guten Ruf erworben haben (s.a. Seiten 629-633 des o.g. internationalen Reports), dass man sie seitens der Profiastronomen wie -astrodidaktiker am liebsten noch stärker fordern würde! Insbesondere, um Astronomie verstärkt in die Schulen zu tragen: Speziell dazu findet am 20. November im Haus der Astronomie in Heidelberg auch ein eigener Workshop statt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung haben die AG und der Rat deutscher Sternwarten derweil noch einmal klar gemacht, warum sie die Maximalforderung nach einem Pflichtfach Astronomie für alle Länder nicht gutheißen können.
Weitere Entwicklungen in direktem Zusammenhang mit dem IYA: • Das IAU Office for Astronomy Development (OAD), das aus dem IYA hervorgeht, wird am SAAO in Kapstadt eingerichtet. • Highlights des Cosmic Diary sind als Buch erschienen. • Das Subaru-Teleskop berichtet über seine IYA-Aktivitäten. • Auf der JENAM wurde über IYA-Erfahrungen diskutiert. • Die IYA-Ausstellung im Gasometer Oberhausen hat den 750'000. Besucher begrüßt (wie überhaupt das Ruhrgebiet astro-relevant ist). • Jupiter mit dem IYA-Galileoscope gefilmt - und ein altes IYA-Video ausgegraben. Erwähnt wird das IYA auch in diesem und diesem Artikel und dieser Werbung. • Und allerlei mehr oder weniger direkt damit zusammenhängende News sind in den Beyond-IYA-Updates vom 17., 10. und 3. September, 27., 20., 13. und 6. August und 30., 23., 16., 9. und 2. Juli verlinkt - noch arbeitet das (Ex-)IYA-Sekretariat in Garching.
Bemerkenswerte Astro-Aktionen im "Jahr danach": • Im Rahmen des "Stilllebens" auf der A40 der RUHR.2010 wurde ein Planetensystem auf der Autobahn realisiert, das den Ruhr-"Knoten" des IYA noch einmal zusammen brachte (Impressionen eins, zwei, drei, vier, fünf und noch viel mehr Bilder sowie ein langer Artikel); der entsprechende internationale Bericht fand allerlei Verbreitung. • Die ersten Erfahrungen in Tanzania mit UNAWE, einem IYA-Partner. • Auch interessant: in Berlin die Ausstellung "Weaving the Universe (From Atoms to Stars), ein Paper über Ästhetik in der Astronomie, ein Portrait von R. Yogeshwar, fünf Gründe, warum Astronomie cool ist (was leider manche Pressestelle nicht begreift), ein neues Jugend-Portal des DLR - und der Befund, dass Wissenschaftler wichtigere Vorbilder für Mädchen als Popstars sind.
Zum astronomischen Outreach ganz allgemein die • Frage, warum gerade Astronomen so viel bloggen (zu viel Zeit am Schreibtisch?) und wofür Astronomie eigentlich gut ist (eine britische Broschüre). • Ein Amateurastronom unter den Mitarbeitern tritt im DLR-Blog auf. • Ein Interview mit TWAN-Gründer B. Tafreshi. • Der Stargazer Jack Horkheimer ist tot: aktuelle Nachrufe hier, hier, hier, hier, hier und hier - und Artikel von 2006 und (besonders bemerkenswert) 1982! • Ein mobiles Planetarium in Austin. • Ein Vortrag von C. Emmart über den 3D-Kosmos. • Die NYT über astronomische Reisen, und der Guardian über die Freuden der visuellen Astronomie. • Und zum Thema Lichtverschmutzung Sparsamkeits-Trends, Verbündung mit Umweltschützern, ein besserer Atlas, noch ein und noch ein allgemeiner Artikel, neue Behauptungen in Sachen Krebs durch 'Light at Night' - und irritierte Vögel über Ground Zero.
Und aus der "Citizen Science, die ganz allgemein hier gelobt wird und hier speziell in Sachen Weltraum: • Die Daten des Galaxy Zoo 1 sind jetzt allgemein verfügbar (und ein paar hübsche Funde). • Auch auf dem Mond kann man jetzt forschen - oder mit Klima-Daten (mehr). • Hanny's Voorwerp ist nun Gegenstand eines Comics, auch hier, hier, hier, hier und hier (mehr) erwähnt. • Bei Stardust@Home gibt es immerhin drei Kandidaten-Teilchen für interstellaren Staub. • Indische Schüler als Asteroidenjäger im Rahmen eines internationalen Projekts machen im Lande eine Menge Wirbel, so hier, hier, hier, hier, hier und hier. • Und ein Pulsar-Paper, das bei Einstein@Home heraus kam (mehr, noch mehr und NSF und Jodrell Bank Releases) hatte ein enormes Medienecho, so hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.
Montag, 20. September 2010
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