Oldenburg ist "Stadt der Wissenschaft" 2009

Wie der Stifterverband soeben mitgeteilt hat, ist Oldenburg Stadt der Wissenschaft 2009 geworden. Ein gewisser Bezug zum IYA mag erkennbar sein: "Mit dem Wettbewerb möchte der Stifterverband dazu beitragen, dass die Städte sich ihres Potenzials bewusst werden, sich für die Schaffung von Netzwerken, insbesondere zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und zwischen Wissenschaft und Kultur, aktiv einsetzen und durch die Öffnung der Wissenschaft für die Bürger der Stadt einen Identifikationswert schaffen." Genau das will ja auch das IYA für die Astronomie und die Menschheit bewirken: Vielleicht kann man von den Ideen der Wissenschaftsstädte etwas lernen?

Ausserdem: tiefschürfende Gedanken zur Frage, wie man den Kosmos (und Naturwissenschaft allgemein) dem Volk vermitteln kann.

Cornerstone "From the Earth to the Universe" hat eine neue Homepage

Jetzt residiert das Projekt großer Austellungen von astronomischen Bildern an ungewohnten Plätzen hier - und man liest, dass der "Call for Images" verlängert worden ist (ohne dass jetzt eine konkrete neue Deadline genannt würde; die ursprüngliche war im November 2007 gewesen, die allerletzte könnte diesen März sein). Jetzt fehlen nur noch Sponsoren für die Herstellung der Ausstellungstafeln in unterschiedlicher Pracht ...

Weitere Kleinigkeiten mit mehr oder weniger IYA-Bezug: eine Übersicht über geplante Aktivitäten in Indien, eine Rezension eines Buchs über die Frühgeschichte des Teleskops ("Galileo's Glassworks"), eine kanadische Broschüre über astronomische Öffentlichkeitsarbeit und Blog-Beiträge über den Zweck von Astro-Kommunikation und Wissenschaftskommunikation in modernen Zeiten mit all ihren seltsamen Medien ...

Ein paar IYA-Neuigkeiten von der Vereinigung der Sternfreunde

Zurück von einer Vorstandssitzung der VdS in Heppenheim am 23. Februar (in den anregenden Räumlichkeiten der Bergsträsser Winzer) hier ein paar Entwicklungen von allgemeinem Interesse:

• Die VdS hat nun eine eigene Arbeitsgruppe zum IYA gebildet, der auch dieser Blogger (als semi-kooptiertes Vorstandsmitglied) angehört. Man ist sich sehr bewusst, dass der Erfolg des IYA zu großen Teilen auf den Schultern von Amateurastronomen ruhen wird und dass die rund 4000 Mitglieder - mit einer Vielzahl von Berufen und Kontakten zu unzähligen sozialen Gruppen - einen bedeutenden Teil davon darstellen.
  
  
• Aber bei weitem nicht ihre Gesamtheit: Noch wesentlich mehr deutsche Amateure sind in den Fachgruppen der VdS aktiv (wofür man kein Mitglied des Dachverbands zu sein braucht) oder in gänzlich unabhängigen Volkssternwarten oder Astro-AGs, die oft selbst nicht einmal juristische VdS-Mitglieder sind. Die VdS verfügt aber über einen Postverteiler, der praktisch alle astronomisch aktiven Gruppen des Landes erreicht: Wenn Mitte April das nächste Rundschreiben herausgeht, kann ein Grundsatzpapier zum IYA 2009 mit verschickt werden! Zum Beispiel eine aktualisierte Variante des für das VdS-Journal geschriebenen Artikels des Bloggers.
  
  
• Anlass für nämliches Rundschreiben ist der Astronomietag 2008, der abermals im September stattfinden wird - aber auf der Vorstandssitzung wurde beschlossen, den AT 2009 auf den Samstag der 100 Hours of Astronomy, also den 4. April 2009, zu legen: Es gibt Planeten (Saturn, aber mit Ring fast von der Kante) und den Mond in günstiger Phase bei günstiger Neigung der Abendekliptik. Und dank des IYA bis dahin hoffentlich wieder mehr Medieninteresse (Werbung!) als in den vergangenen Jahren.
  
  
• Im deutschsprachigen Teil der Schweiz tut sich was in Sachen IYA! Während des Land bisher noch nicht mal eine eigene Webseite dazu hat (und einen frankophonen SPoC), wird sich die Schweizer Astronomische Gesellschaft demnächst ins Zeug werfen: Die hat kürzlich ihr Magazin Orion kräftig ge-relaunch-t und mit der VdS einen intensiven Informationsaustausch vereinbart.
  
  
• A propos Internationales: Die VdS wird sich in Zukunft ohnehin stärker internationalen Beziehungen widmen, z.B. im Jugendaustausch. In diesem Zusammenhang kam überraschend die Idee auf, zu der nächsten der alle zwei Jahre stattfindenden VdS-Tagungen, für die bereits Jena als Veranstaltungsort und der September 2009 als -monat feststehen, gezielt Gäste aus dem Ausland einzuladen, denen dann aus Anlass des IYA spezielle Präsentationen über Aktivitäten deutscher Amateurastronomen in englischer Sprache geboten würden.

Ob diese Aussicht wohl unsere französischen Nachbarn zu einer Reise über den Rhein hinweg bewegen wird? Zum Schluss noch ein Beweis, dass man in Sachen astronomischer Öffentlichkeit gar nicht verrückt genug sein kann: Letztens wurde in Österreich eine Star Party in einer Therme abgehalten ...

Zweite Ausgabe des CAP Journal erschienen

CAP steht für "Communicating Astronomy with the Public", und die Hochglanzzeitschrift (die man als Aktivist kostenlos als Heft abonnieren oder als PDF herunterladen kann) für alle, die in der astronomischen Öffentlichkeitsarbeit zugange sind, erlebte im Herbst 2007 ihre Premiere. In der heute erschienenen zweiten Ausgabe sind erneut mehrere Artikel von IYA-Interesse enthalten, etwa über das "The World at Night"-Projekt (S. 17), die Beschaffung von EU-Fördermitteln für wissenschaftliche Öffentlichkeitsarbeit (S. 26) und die geplante große Wanderausstellung zum IYA (S. 33) - bei der der Einsendeschluss für Bilder verlängert worden zu sein scheint.

Ebenfalls mit IYA-Bezug: Am 25. Februar beginnt zum 3. Mal "GLOBE at Night", ein weltweites Outreach-Programm, bei dem die Güte des Nachthimmels dokumentiert werden soll; "the project will be a key element of a variety of dark-skies activities being planned as one of the 11 major cornerstone projects for the 2009 International Year of Astronomy".

Jahr der Astronomie sorgt hier & da für Schlagzeilen

Die österreichische Zugtaufe auf den Namen "Jahr der Astronomie 2009" heute morgen war zumindest von lokalem Interesse: "Am Freitagmorgen hat am Bregenzer Bahnhof eine offizielle Zugtaufe statt gefunden. Viele Zugfreunde hatten sich trotz Kälte am Bahnhof versammelt und das Ereignis verfolgt." Heute ist bekanntlich der 444. Geburtstag Galileis (nach dem julianischen Kalender), was auch in Jena Anlass für Medienarbeit war: "Aus Anlass des 2009 einberufenen 'Internationalen Jahres der Astronomie' hat sich unter Leitung von Dr. Hans Meinl, dem langjährigen wissenschaftlicher Mitarbeiter im Planetarium, ein Komitee zusammengefunden. Es will ein ganzjähriges Programm anlässlich des Jubiläums '400 Jahre Astronomie' erarbeiten."

In Rostock nimmt man das IYA im Zusammenhang mit dem eigenen Wissenschaftsjahr 2009 zur Kenntnis: "Gefeiert wird auch das Internationale Jahr der Astronomie. Schließlich dreht sich in der Stadt schon immer alles um Schifffahrt und Navigation; hier ist die älteste noch funktionierende astronomische Uhr zu Hause und hier wird für den GPS-Nachfolger 'Galileo' geforscht." Und in Köln werden auch schon Zusammenhänge gesehen, mit dem 'himmlischen' Motto des Karnevals 2008/9, "Unser Fastelovend himmlisch jeck": "'Hab mir gleich gedacht, dass das was für die Volkssternwarte ist', meint deren Vorsitzender Hermann-Michael Hahn schmunzelnd. Er selber sei zwar nicht der Jeck, der am Montag im Regen gestanden hätte. Vorstellbar sei indes, dass die Astronomen das Motto anzapfen. 'Nächstes Jahr ist nämlich das Internationale Jahr der Astronomie.'"

Heute & morgen: "Global Launch Event" des "International Year of Planet Earth"

Das IYPE läuft von Anfang 2007 bis Ende 2009, wobei nur das Jahr 2008 von der Vollversammlung der Vereinten Nationen als UN-Jahr ausgerufen wurde (da hat's das IYA einfacher :-). Am 12. und 13. Februar findet nun bei der UNESCO in Paris das Global Launch Event (PDF, 48 Seiten!) der "greatest geo-show on Earth" statt. Worum geht's? "The International Year of Planet Earth is designed to foster outreach and research activities to raise worldwide public and political awareness of the vast (but often under-used) potential of Earth sciences for improving the quality of life and safeguarding the planet. [...] The Year’s ultimate goal of helping to build safer, healthier and wealthier societies around the globe is expressed in the Year’s subtitle ‘Earth science for Society’." Mit dem IYA ist das alles mithin nur bedingt zu vergleichen - aber vielleicht inspiriert die Tagesordnung ab S. 13 ja die Planer der IYA-Kick-Off-Events. Und der Global Launch hat zumindest einen gewissen 'Impakt': Er wurde im Videotext von Arte erwähnt. Auch von potenzieller IYA-Relevanz:

• Die Chefredaktion einer auflagenstarken deutschen populärwissenschaftlichen Zeitschrift (die noch nicht genannt werden möchte) ist sehr daran interessiert, Vertriebspartner des Galileoscope zu werden! Da ein Massenvertrieb über den Zeitschriftenhandel ohnehin eine interessante Option wäre, könnten sich hier ungeahnte Synergien ergeben. Wenn die amerikanischen Planer mal zurande kommen - oder kann es womöglich mehrere Galileoscopes geben? Mit z.B. einem Klon des französischen Lunoscope (ganz unten im Artikel) als der perfekten Zeitschriftenbeilage ...
  
  
• Was groß beworbene Star Parties in Deutschland betrifft, wurde in Diskussionen bereits eine Initiative des Radiosenders WDR 5 erwähnt: Hier ist die Homepage dieser "Sternennächte", deren nächste am 1. März bei Bad Lippspringe geplant ist. Star Parties können übrigens auch in Eiseskälte begeistern, wie gerade ein Beispiel in Österreich gezeigt hat - gegen einen "Astronomietag" schon im Januar 2009 (als einen von mehreren) spricht also im Prinzip nichts.
  
  
• Einer der IYA-Cornerstones sind die Cosmic Diaries, in denen echte Astronomen über ihren Alltag berichten sollen - das hatte 2005 bei den Quantum Diaries zum Weltjahr der Physik gut funktioniert. In Deutschland schien dieses Konzept bisher wenig Freunde zu haben - aber ein Wissenschaftsverlag hat vor kurzem die KosmoLogs gestartet, wo (neben Amateuren) auch einige wenige Profiastronomen gelegentlich Persönliches preisgeben. Da könnte man doch unser Logo draufpappen?!
  
  
• Eine besondere Variante des Cafe Scientifique, wo Wissenschaft proaktiv zum Volk gebracht wird (8. Item der 2. Gruppe) ist oder war Science in the Pub, eine vielbeachtete Initiative der Wissenschaftskommunikation in Australien, die leider im Zoff ziemlich untergegangen zu sein scheint. Die Erfahrungen der frühen Erfolge könnten aber lehrreich sein.
  
  
• Zum Schluss sei noch das Motto der Session 2009 des Kölner Karnevals erwähnt: "Unser Fastelovend himmlisch jeck" - das hat zwar nichts mit Astronomie zu tun (sondern soll den Karneval als 'Geschenk des Himmels' feiern), aber vielleicht kann man selbst daraus irgendetwas für das IYA 2009 ableiten. Ungewöhnliche Zielgruppen anzusprechen, ist ja eine unserer vornehmsten Aufgaben ...

Heute ist übrigens auch der Darwin Day: Charles wäre heute 199 Jahre alt geworden, was vor allem im angelsächsischen Bereich groß gefeiert werden sollte. In England wird 2009 auf jeden Fall das Darwin-Jahr schlechthin, denn dann hat er nicht nur 200. Geburtstag, sondern der Origin of Species wird 150: Der Guardian z.B. hat bereits jetzt ein enormes Artikel-Paket geschnürt. Wie beim IYA geht es letztlich darum, den Wert der wissenschaftlichen Methodik schlechthin zu betonen - etwas, das auch in Deutschland verstärkt nötig werden könnte. Und Darwin beim IYA 'an Bord zu holen', in welcher Weise auch immer, wurde bereits mehrfach auf IYA-Meetings (in Athen wie Bonn) vorgeschlagen.

Kein "Jahr der Astronomie" des BMBF in Aussicht

Aus mehreren Quellen habe ich inzwischen erfahren, dass das laufende Jahr der Mathematik das letzte Wissenschaftsjahr des deutschen BMBF mit einem konkreten Fachthema sein wird - aber etwas Ähnliches soll an ihre Stelle treten, und das IYA kann sich vielleicht doch noch einbringen. Gerade schrieb mir ein Kollege, der sich bei den Verantwortlichen erkundigt hat: Danach "ist ueberhaupt noch nicht klar, wie das naechste Wissenschaftsjahr aussehen wird. Nur so vieles: Es soll keine 'Fachjahre' mehr geben, also ganz sicher auch kein 'Jahr der Astronomie' oder ein 'Darwinjahr'. Stattdessen wird es irgendeinen Ueberbegriff wie zum Beispiel 'Licht' geben (der Begriff ist jetzt von mir ausgedacht), dem man sich wissenschaftlich von verschiedenen Seiten naehern kann. Bei meinem Beispiel also von Seiten der Astronomie ebenso, wie als Biologe oder Ingenieur und Geisteswissenschaftler. Was fuer ein Ueberbegriff ausgewaehlt wird, ist aber noch voellig unklar und wird in den naechsten Wochen entschieden."

Weitere interessante Entwicklungen: Mit einem erheblichen Festakt und viel Prominenz wird an Galileis 444. Geburtstag (nach dem julianischen Kalender), dem 15. Februar, ein österreichischer Zug "Astronomie-Jahr 2009" getauft, der unter diesem Namen bis Ende 2009 als Werbeträger unterwegs sein wird. Und jede Menge Werbematerial mitführen wird. Ob so was in Deutschland ...?

In einer Kleinstadt in Arizona hat es interessante Diskussionen zu Beleuchtungsfragen gegeben, die die heute erschienene Ausgabe von Sedona Biz auf den Seiten 3 und 7 dokumentiert: Lichtverschmutzungsbekämpfer haben dort etwas zu sagen, und die Erkenntnis, dass mehr Licht nicht automatisch mehr Sicherheit bedeutet, scheint schon weite Kreise erfasst zu haben!

Und in Deutschland sind jetzt (wie schon in anderen Ländern) individuell gestaltete Briefmarken möglich - jedenfalls so etwas Ähnliches: Beim Plusbrief individuell werden komplette Briefumschläge hergestellt, bei denen ein Postwertzeichen mit frei wählbarem Motiv aufgedruckt wird. Machen wir uns unsere IYA-Marken eben selber: Bei großen Auflagen kostet's nicht mehr besonders viel!