Sonntag, 20. Juli 2008

Das IYA in Deutschland: Kepler kommt nicht zu kurz

Während sich eine Task Group auf internationaler Ebene darum kümmern soll, den bei der Begründung des IYA doch glatt vergessenen Johannes Kepler nicht völlig von Galilei überschatten zu lassen, ist der deutsche Astronom mit der schlechteren PR hierzulande längst "angekommen": Das wurde gestern auf dem allmonatlichen deutschen Planungstreffen an der Landessternwarte Heidelberg deutlich, so gut besucht und themenreich wie noch keines zuvor (und das erste, bei dem es Schnittchen mit Lachs und Kaviar gab :-). Vorgestellt wurden u.a.
  • die großen Pläne der Kepler-Gesellschaft in Weil der Stadt, aber bei weitem nicht nur dort. Schon Anfang 2007 hatte man mit der Vorbereitung des umfangreichen Programms begonnen, inklusive der erfolgreichen Lancierung sowohl einer Kepler-Gedenkmünze als auch einer Kepler-Briefmarke (wobei das Finanzministerium erstaunlicherweise bereits selbst auf das Thema 400 Jahre K. gekommen war). Nicht nur die Region wird bespielt: Eine zentrale Vortragsreihe soll per Internet in alle Welt live übertragen werden.

  • Hinter dem Begriff "KeplerKonferenz" - die Webseite fehlt noch - verbirgt sich ein modernes Theaterstück aus Nürnberg, bei dem "ausserirdische Experten" mit Kepler konfrontiert werden und das Publikum selbst als Konferenzteilnehmer auftritt während die Bühnendekoration nur aus Lichteffekten besteht (oder so ähnlich) und auch eine Aufführung in Fabrikhallen, ebenso wie Planetarien, kein Problem ist. Die Vorbereitung des künstlerischen Projekts mit vielen eher wissenschaftlichen Aktivitäten drum herum ist durch Sponsoren schon halb finanziert; man kann die Truppe später für EUR 3000 pro Auftritt buchen.

  • Kepler-Tage wiederum wird es in Heidelberg geben, bei denen kommuniziert werden soll, wie aktuell die Kepler'schen Planetengesetze in der modernen Astronomie sind. Auf dem Königstuhl wird es dazu astronomische "Stationen" für Besucher geben und zahlreiche Veranstaltungen. Bundesweit, so zeichnete sich auf dem Meeting ab, sind auch bereits eine ganze Anzahl Vortragsreihen oder Ringvorlesungen in Vorbereitung, bei denen jeweils der Bogen von Kepler/Galilei in die Gegenwart geschlagen werden soll. Und speziell in Stuttgart wird auch Galileis Konkurrent Simon Marius gewürdigt.
Auf dem 5½-Stunden-Meeting wurden auch sonst eine Unzahl Initiativen speziell aus Baden-Württemberg vorgestellt: von vielen Volkssternwarten der Region, die Ausstellungen in Rathäusern und Sparkassen vorbereiten und Sidewalk-Astronomie mit bis zu 30 Zoll Öffnung und/oder mitten in der Stadt, vom deutschen SOFIA-Institut, das der fliegenden Sternwarte Ausstellungen gleich an mehreren Plätzen (u.a. auf dem Frankfurter Flughafen) organisiert und einen "Infrarot-Koffer" mit 15 Experimenten entwickelt hat, den Schulen für höchstens EUR 80 erwerben können, oder vom DLR in Lampoldshausen, wo eine Menge von Spiegelschleifkursen bis zum Versuch, einen NEA (im Computerspiel) abzuwehren, geboten werden soll.

Beschlossene Sache ist die Produktion eines "Jahresprogramms" für das IYA in Gestalt eines schlanken Heftchens mit riesiger Auflage, das insbesondere die astronomischen Highlights einem breiten Publikum - aber auch Sternfreunden - näher bringen will. Der konkrete Inhalt ist noch in Vorbereitung: Jeder fühle sich eingeladen, die aktuelle Tabelle zu sichten und Kommentare einzuschicken! Erster Großsponsor ist hier der KOSMOS-Verlag, während die Spektrum-Gruppe ebenfalls IYA-Aktiven drucktechnische Unterstützung anbietet. Weiterhin fest eingeplant ist ein zentrales Kulturfestival für das IYA, das am 27. Juni auf dem Münsterplatz in Bonn steigen wird: Interessierte Gruppen aus dem ganzen Land sind eingeladen, sich mit Beiträgen und/oder Exponaten zu beteiligen.

Noch mehr IYA-News: Die Kieler Nachrichten schreiben aufgeregt über das ESA-gesponserte Planetariumsprogramm zum IYA in Deutschland, für das ganz neue Produktionstechniken im Einsatz seien. • In einem arg esoterisch angehauchten Artikel des Mallorca Magazins über die innige Beziehung der Insel zum Mond werden auch große Pläne des dortigen Planetariums erwähnt. • Und in einem Paper über die bevorstehende Verfinsterung von Eps Aur kommen die Betätigungsmöglichkeiten von Amateuren wie auch jedermann im Rahmen der IYA-"Citizen Science" vor. Ansonsten seien noch die Erfolge von Science Festivals erwähnt, die auf dem ESOF berichtet wurden, und das Project Epiphany, das kürzlich einen Preis gewann - astronomische Bildungsarbeit als Geschäftsidee?

Keine Kommentare: