Also spricht der Forschungsverbund Berlin e.V.: "Das internationale Jahr der Astronomie 2009 hat die Aufmerksamkeit auf das Problem der Lichtverschmutzung gelenkt: Aufgrund der immer weiter zunehmenden Beleuchtung von Straßen und Gebäuden gibt es nur noch wenige Orte auf der Erde, an denen es nachts richtig dunkel wird. Astronomen haben daher Schwierigkeiten, den Nachthimmel zu beobachten. Es gibt jedoch noch viele weitere Probleme durch zu helle Nächte. Unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) startet nun ein groß angelegtes transdisziplinäres Projekt, in dem Forscher wissenschaftlich fundierte Beleuchtungskonzepte erarbeiten wollen, welche Mensch und Natur gerecht werden.
Besonders nachtaktive Tierarten leiden unter der Helligkeit. Aber auch Zugvögel werden von taghell erleuchteten Städten in die Irre geleitet und verlieren viel Energie auf ihrer langen Reise. Insekten schwirren nachts millionenfach auf Lichtquellen zu und werden so von Nahrungssuche und Fortpflanzung abgehalten. In der Gesamtheit können solche Effekte einer künstlichen Beleuchtung wichtige Funktionen des Ökosystems aus dem Gleichgewicht bringen und die Artenvielfalt reduzieren. Viele dieser Zusammenhänge sind noch nicht erforscht. Auch auf die Gesundheit der Menschen hat die fehlende Dunkelheit Auswirkungen."
Nun soll ein "umfassendes Konzept" erarbeitet werden, "das Wissenschaftler aller relevanten Disziplinen einbezieht: Biologen, Astronomen, Mediziner, Architekten und Ingenieure für die technischen Lösungen." Das konkrete Nahziel sind "innovative Beleuchtungskonzepte zunächst für Gebiete in Berlin und Brandenburg. [...] In das Projekt soll auch die kulturelle Bedeutung der Nacht einfließen: Welchen Einfluss hat die Dunkelheit auf die Ruhe des Menschen, was bedeutet sie für die Kunst? Aber Dunkelheit löst auch Angst aus. Nutzen und Schaden des Kunstlichts sollen gegenübergestellt werden: Helligkeit erhöht die Sicherheit und ermöglicht viele gesellschaftliche Aktivitäten." Ein Aspekt, den übererregte Lichtverschmutzungs-Gegner leider manchmal übersehen ...
Andere "heiße" Themen der letzten Tage: Zum IYA-bezogenen IAU-Symposium 260 im Januar in Paris "Astronomy in Society and Culture" sind jetzt zum einen sieben kurze Artikel erschienen - und Videoaufzeichnungen der Vorträge liegen nun online vor; um das Menü zu sehen, muss man auf "Afficher programme/diapo." klicken. • Die monatlichen TV-Sendungen von "Sternstunde Online" sind nun auch bei SevenLoad zu sehen. • Einen sehr gelungenen - und langen! - Radiobeitrag zum Wesen des deutschen Amateurastronomen im IYA gab es im BR (auf "Zum Nachhören" klicken; es tritt viel 'Prominenz' auf). • Hier ist eine "amtliche" Ankündigung der bereits erwähnten IYA-Referentendatenbank - die bereits 'entdeckt' wurde. Hier mögen sich weitere Referenten um Aufnahme bewerben. • Das letztes Mal erwähnte kanadische Online-Live-Event hat tatsächlich funktioniert und soll jeden Montagabend wiederholt werden, jeweils 2 Stunden lang.
• Eine besonders gelungene IYA-Aktion hat StarPeace an der Grenze von Pakistan und Indien zustande gebracht: gemeinsame Beobachtungen der Halbschatten-MoFi am 9. Februar! Die auch in der Türkei IYA-Bezug bekam, obwohl sie gar nicht zu sehen war. • Die IAU höchstselbst wirbt in einer Pressemitteilung für die 100 Stunden Astronomie, zu denen es auch einen 3. Newsletter gibt. • Und das IYA hat jetzt einen "Patron", den indischen Physiker Mani Lal Bhaumik. Den kennen wir schon im Zusammenhang mit der Physik-Sendung im Kinderkanal in Deutschland; der damalige Wikipedia-Eintrag über ihn sorgte für Stirnrunzeln. Bald darauf wurde er verändert, und alle Zweifel sind heute verschwunden. Klickt man indes auf der IYA-Seite auf den "Cosmogenics"-Link, so überrascht dessen Titel-Tag: "Rhinoplasty - Cosmogenics". Und erstes ist, um wieder die Wikipedia zu bemühen, "commonly called a 'nose reshaping' or 'nose job'" ...
Aus Deutschland gibt es neun Meldungen, darunter die wohl originellste Konsequenz, die das IYA hierzulande bisher gezeitigt hat: "galaktische (G)Astronomie" in einer Kantinen-Kette vom 10. bis 13. Februar. Ausserdem tut sich was in Schleiden-Ettelscheid (wo u.a. von einer Kunstaktion auf dem Stockert die Rede ist), Regensburg, Nürnberg (astronomische Orgel-Nacht am 27. Juni), Rostock, Merzig (eine Starparty in einer KiTa; sogar eine eigene private IYA-Seite hat der Veranstanstalter!), Gudensberg und Bonn (eine Art Bericht vom dortigen Januar-Kickoff). • Auch interessant: die Wohlfahrtspflege nimmt sich des IYA an, mit Briefmarken von Himmelserscheinungen und einer "Datenbank mit deutschen Sternwarten, Organisationen und Vereinen aus dem astronomischen Bereich" auf Karten-Basis.
Aus dem Ausland gibt es Berichte aus der Schweiz (mehr) und Serbien, wo jeweils nationale Kick-Offs stattfanden, sowie von den Malediven, aus Kanada (wo der "Galileo moments"-Zähler gerade die Marke 17'000 passierte; auch ein langer Artikel), Kenia, Malta, den USA (wo die NASA eine "Enthüllung" inszeniert und bereits allerlei Vorberichte getriggert hat; auch andere Bilder kommen oft in die Zeitung, Firmen benennen einen Astronomen des Jahres ["This is not official", P. Russo], es gibt Hi-Tech-Planetariumsshows und reichlich Merchandising), Neuseeland, Australien (mehr), Pakistan und Indonesien.
Ansonsten interessant: Erfahrungen eines US-Amateurs, der das IYA in die Zeitung bringen wollte (und selbst zum Thema wurde), die (erneute) Erwähnung des IYA in einem Fussballartikel, ein Update und ein News Round-up der IYA-Zentrale vom 6.2., eine Besprechung und neue Verkaufswege der "Eyes on the Skies"-DVD, noch ein IYA-Trailer (aus Spanien), Lulin als IYA-Komet - und man fragt sich, was aus dem Neuseeland-Projekt eines IYA-Spielfilms geworden sein mag. • Außerdem kommt "Contact" als Musical heraus, man feiert Hi-res public domain astronomy images, das Deutsche Museum bekommt 29 Mio. Euro aus dem Konjunkturpaket, das IYA macht jetzt kurz für Darwin Platz (etwa in Bonn), denn der Mann ist ein Vorbild. • Und dieses Blog wurde mal wieder erwähnt.
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2 Kommentare:
Ich finde die Bezeichnung von Jan Hattenbach als überregten Lichtverschmutzungsgegner völlig falsch. Außerdem ist die Andeutung, er wäre generell gegen Beleuchtung, unfair. Hattenbachs Texte sind immer extrem ausgewogen und durchdacht. Der Lichtverschmutzungsdiskurs ist eher zu zahm. Wir sollten mit mehr Vehemenz auf unser Recht auf einen dunklen Himmel pochen: wie zb. hier:http://darkskyinitiative.org/links/manifesto.html
jan
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