Begleitet von überwiegend gutem Wetter in deutschen Landen, überbordendem Enthusiasmus z.B. in Indien aber auch ärgerlichen Störungen bei den (eigentlich zur Motivation gedachten) internationalen Webcasts hat gestern mit den 100 Hours of Astronomy das globale Kernevent des Internationalen Jahres der Astronomie begonnen. An Werbung fehlte es jedenfalls nicht: Pressemitteilungen großer Organisationen sind mir von IAU, ESO, ESA, NASA, CfA, STFC und der Uni Hannover aufgefallen. Angesichts einer hohen "Dunkelziffer" dürften weltweit gut 10'000 Veranstaltungen geplant sein, die eine Million Menschen besuchen sollten; letzte Updates der Koordination kamen am 1. April und 28. März. Das Geschehen lässt sich u.a. über einen offiziellen Blog oder durch Twitter-Searches verfolgen (optisch hübscher hier präsentiert), während Videoclips von Starparties hier deponiert werden sollen.
Der 24-Stunden-Webcast von rund 80 Profi-Observatorien - und mit einem edlen Logo ausgestattet - begann heute um 11:00 MESZ und sollte eigentlich hier zu sehen sein. Es ging zwar pünktlich los, und Probleme wie das verzerrte Bild und idiotische Werbung anstelle des Chat-Fensters lösten sich auch - aber dann brach der Webcast zusammen, und stundenlang konnten die einzelnen Sternwarten-Schalten nur nachträglich als Aufzeichnungen gesehen werden. Am Nachmittag kehrte dann der Live-Webcast zurück, just als aus Deutschland übertragen wurde. Noch bis morgen früh um 11:00 MESZ soll es weiter gehen - und zumindest das Ziel, die ganze Welt zu verbinden, ist im Prinzip schon erreicht. Auch wenn die 2000 bis 2500 Zuschauer in den ersten Stunden nicht gerade überzeugten. Übrigens gibt es parallel auch separate indische Webcasts aus der historischen Sternwarte Jantar Mantar in New Delhi - natürlich mit eigenem Twitter-Dienst.
Erste Berichte von "100 Hours"-Ereignissen gibt es bereits aus München von EurAstro (auf dem Europäischen Patentamt), aus Indien (Bilder dazu) und aus Philadelphia, wo die große Galileo-Ausstellung (mit Originalteleskop; siehe unten) im Rahmen des 100-Stunden-Kick-Offs eröffnet wurde. Dieses Event war auch gewebcastet worden, inklusive einer Tour Tour durch die Ausstellung, einem Teleskop-Workshop und Interviews auf dem Dach; ein anschließender Versuch, zu mehreren Science Centers zu schalten, war allerdings nach wenigen Minuten kollabiert, wonach sich Veranstalter und Stream-Anbieter gegenseitig die Schuld zuschoben. • Berichte zu konkreten Planungen für die 100 Hours gibt es für München mit mobiler Sternwarte auf dem Odeons-Platz, Bonn, Indien (mehr und mehr), Neuseeland, Australien (mehr), China (vom Lulin-Entdecker höchstselbst) und den USA (mehr, mehr und mehr). • Jede Menge allgemeine Artikel zu den 100HA gibt's außerdem hier, hier, hier und hier, Blog-Stories in Deutsch hier, hier, hier und hier und in Englisch hier, hier, hier, hier (früher), hier (früher), hier, hier, hier, hier und hier. Außerdem eine Sonderseite, Hinweise zum Mond jeden Abend und Remote Observing. Aber vielleicht sind dieses Wochenende ja andere Dinge relevanter als Astronomie? :-)
Die Eröffnung der großen IYA-Ausstellung im Gasometer Oberhausen, die seit gestern besucht werden kann, war das wichtigste Event in Deutschland der letzten Tage. Im Inneren des 100-Meter-Gebäudes schwebt der 25-Meter-Mond, unter dem sich historische Teleskope und astronomisches Gerät neuer und alter Herstellung schart. Und wieder eine Etage tiefer gibt es astronomische Bilder, die in riesigem Format den Betrachter buchstäblich in ihren Bann ziehen. (Auch Bilder von dem Festakt 1, 2, 3, 4, 5, 6 und 7, noch viel mehr Bilder, Artikel - mit geradezu poetischen Schlagzeilen - hier, hier, hier, hier und hier und Notizen in Englisch hier und hier). • Aus Deutschland gibt es weiterhin noch zu berichten von einer großen IYA-Ringvorlesung in Bonn, einer Kunstausstellung in St. Augustin und dem noch bis zum 20. April laufenden Lehrer-Wettbewerb zur Astronomie-Didaktik.
Die Eröffnung der großen Galilei/Medici-Ausstellung in Philadelphia war fraglos das Top-IYA-Event im Ausland: Dieser Artikel deutet immerhin an, wie es das Franklin Institute geschafft hat, sich eines der zwei noch existierenden Galilei-Fernrohe zu beschaffen (was dem Chef-Astronomen des Museums gar einen Auftritt in einer Comedy-Show einbrachte). • Aus den USA auch Berichte von einer Astronomy for Kids-Aktion, aus Tulsa (Amateurastronomie ein "historisches Hobby"?) und Louisiana. • Aus Indien viele Bilder, u.a. von einem Messier Marathon, und von einer per Kamel reisenden Sternwarte, die auch hier erwähnt wird. • In Frankreich stellt das DLR bei der UNESCO aus. • Im UK hat es zur Moonwatch Week schon allerlei Veranstaltungen gegeben (und einer hat mehrfach tolle Mondzeichnungen gemacht); weitere Berichte hier, hier, hier und hier. • In Kanada schließlich wurden neue Briefmarken herausgegeben; noch ein Bericht.
Das "Ergebnis" der Earth Hour am 28. März ist das Top-Thema der sonstigen Entwicklungen zum IYA und verwandten Themen der letzten Tage: Nach einer Übersicht des Medienechos war immerhin mehr los als noch 2008 - astronomisch tat sich indes nicht viel. Weitere Impressionen aus aller Welt hier, hier, hier, hier und hier. • Zwei astro-didaktische Projekte zur "Vermessung der Welt" mit Hilfe der auf einfachste Weise gemessenen Sonnenhöhe sind für den April geplant, koordiniert in Indien (mehr) und Deutschland: Sie laufen an diesem Wochenende und am Monatsende. • Es gibt einen weiteren TWAN-Newsletter. • Und einen Schüler/Studenten-Wettbewerb der ESA zum IYA. • Sowie einen weiteren Review der Doku "BLAST!", die eine Art IYA-Projekt geworden ist und doch noch auf DVD erscheinen wird. • Außerdem noch ein allgemeiner Artikel zum IYA und noch einer. • Und - Überraschung - die Quantum Diaries, eigentlich nur im Physik-Jahr 2005 aktiv (und Vorbild des Cosmic Diary des IYA), werden seit Ende März wieder mit neuen Artikeln befüllt, aus dem Leben nicht-astronomischer Physiker!
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