Dieser Blogger hat schon viel gelästert über den gewagtesten Cornerstone des IYA, das Galileoscope: nach dem dramatischen Kurswechsel weg vom Massenprodukt im Frühjahr 2008 etwa, den ersten konkreten Details Ende des Jahres oder weiteren Versprechungen diesen Juni, denen stets weitere Verschiebungen des Produktionsbeginns in China (im Auftrag einer US-Firma) oder der Auslieferung gefolgt waren. Mit letzterer hapert es - auch in den USA - vielfach immer noch, aber ab Juli sind doch etliche Besteller versorgt worden; dieser Blogger erhielt dankenswerterweise zwei Freiexemplare für Tests (aber aus der regulären ersten Produktion) direkt vom Koordinator R. Fienberg. Nach deren mühsamer Befreiung aus dem Zoll (der nicht glauben wollte, dass "richtige" Fernrohre nur 15 Dollar das Stück wert sein sollen) und recht einfacher Montage (dank der Anleitung aus dem Internet, nicht der mangelhaften beigefügten; es gibt auch eine Video-Anleitung) in einer knappen halben Stunde, konnte eins am 12., 14., 15., 16. und 20. August ausgiebig am Himmel getestet werden - und das Produkt überzeugt auf (fast) ganzer Linie!
Inbesondere der zweilinsige 50-mm-Achromat aus Glas ist - im Zusammenspiel mit den Blenden im Tubus - ein Volltreffer: Das Bild ist vollkommen farbrein, und noch 100-fache Vergrößerung ist förderlich. Das mitgelieferte Okular mit vier Plastiklinsen bildet zwar auch erstaunlich scharf ab, leidet aber unter allerlei internen Reflexen, die beim Jupiter, v.a. aber der Mondsichel und der Venus auffallen, sonst aber kaum. Noch mehr Reflexe steuert eine zwei-plastik-linsige Barlowlinse bei, die die Vergrößerung von 25- auf 50-fach erhöht und auch alleine als Galileisches Okular benutzt werden kann (damit kann man sich v.a. das winzige Gesichtsfeld solch eines Designs vor Augen führen; die Jupitermonde sind aber auch damit klar zu sehen). Die Handhabung des schwarzen Plastiktubus ist gewöhnungsbedürftig, insbesondere das Fokussieren, aber man bekommt es schnell in den Griff - der größte Fehler ist allerdings das praktisch unbrauchbare Kimme-Korn-Visier, das extrem ungenau und v.a. im Dunkeln praktisch unsichtbar ist. Irgendwie am doch recht langen Rohr entlangpeilen, das auf ein stabiles Fotostativ gehört, klappt dann aber irgendwie doch.
Das Galileoscope wird als "urbanes" Instrument angepriesen, d.h. es soll v.a. bei Mond und Planeten gute Ergebnisse liefern - und das tut es, schon mit dem mitgelieferten Okular, noch deutlich besser bzw. angenehmer aber mit (einfachen) Glasokularen. Da sind schon die billigsten ein Gewinn; das Öffnungsverhältnis von 1:10 verzeiht viel. Der Mond ist in fast jeder Konfiguration ein Genuss und der Jupiter zeigt bei höherer Vergrößerung Wolkenbänder und den Schatten zumindest von Ganymed (wie heute morgen nachgewiesen). Bei Doppelsternen wird mit Mühe Epsilon Lyrae gevierteilt, und das Galileoscope ist auch viel deepskytauglicher als die Anleitung verspricht: Sternhaufen aller Art, Planetarische Nebel (auch M 57!) und auch Galaxien (M 33 inklusive) sind zu packen. Leider gehört auch ein deutscher Zwischenhändler zu den Leidtragenden der Logistikprobleme, so dass noch keine Tipps für die optimale Bestellung dieses erstaunlichen Gerätes möglich sind (das nur 1/10 dessen kostet, was man sonst für ein "Billigteleskop" wie dieses anlegen muss). Weitere Impressionen vom GS gibt es in Blogs und Postings hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier, in Artikeln hier und hier und Bildersammlungen hier und hier.
IYA-News aus Deutschland: Es gibt jetzt eine Sammlung Bilder von den IYA-Ausstellungen in Oberhausen (schon über 250'000 Besucher, mindestens noch bis Januar) und Köln (leider schon zu) - aber in Köln gibts eine neue Ausstellung (bis 28.8.) mit Bildern von Welterbe aus dem All. Viel geschrieben wird auch über eine IYA-Ausstellung in Rostock (hier, hier, hier, hier, hier und hier). In Berlin passiert was am 17.9. (mehr), in Köln gibt's vom 20.-24. September die Highlights der Physik, in Hamburg eine IYA-Kunstausstellung (gerade vorbei) und in Münster ein Astroseminar für Schüler am 11.+12.9. (und eine Wissenschaftsbox, die den Perseiden helfen sollte). Weitere Meldungen aus Ribbeck (früher), Lohr, München (Lehrer-Fortbildung 14.-17.10.), Ilmenau (Physiksommer, 14.-18.9.), Garching, Dessau (Eröffnung Astronomische Station 29.8.) und Nürnberg sowie von der Erdradius-Aktion, vom Exzellenz-Cluster, einer Serie auf WDR 5, einer WAZ-Serie - und von Lichtverschmutzung im Wahlkampf; man beachte auch die Kommentare ...
Aus dem Ausland gibt es allerlei von der IAU-Tagung in Rio, ein bemerkenswertes Event an der Grenze Bangladesh/Indien, ein Riesenevent in Indien, gesteigertes IYA-Interesse wg. 40 Jahren Apollo, eine Ausstellung und eine Panne in Südtirol, eine Licht-Aus-Initiative in Portugal, einen "Astronomy Marathon" im Iran, Diverses in Dubai, eine Ausstellung und noch eine in Taiwan, einen SPoC, der Politiker wurde, in Andorra, eine Münze in Frankreich, die Galilei-Ausstellung, ein Observatorium am NASM, historische Bücher in Louisville, Kinder im Planetarium, eine IYA-Schau in einer Bibliothek in Ft. Lauderdale, Arizona-Astrotourismus, ein Event nahe Chicago, eine Ausstellung in Texas und einen Auftritt der Chromatics in den USA, noch ein Dark Sky Preserve und eine Starparty in Kanada und Diverses und ein Apollo-Event in Australien.
Ansonsten noch die offiziellen Updates vom 14. und 7. August und 31., 27. und 10. Juli und News Roundups vom 14. und 7. August und 31., 24., 17. und 10. Juli. Auf der IAU-Tagung wurde eine Art Nachfolger des IYA zwecks Entwicklung der Astronomie in den nächsten 10 Jahren beschlossen; zu den vagen Ideen auch der letzte Paragraf dieses Artikels. Ansonsten "explodiert" das IYA "in alle Richtungen", einer zieht eine Halbzeit-Bilanz, es gibt einen langen Review der 100 Hours of Astronomy, und 2010 gibt's die nächste CAP-Konferenz. Aus IYA-Anlass sollen neue chemische Elemente astronomische Namen bekommen, die IYA-geförderte Doku BLAST! hat es zu Colbert geschafft (die höchste Ehre in den USA :-), und es gibt einen halben Verriss des IYA-Films Eyes on the Skies.
Über den Malta-Mond der ganzen Menschheit wird hier, hier, hier, hier (mit Video!), hier und hier berichtet, die 4. Internationale interessiert sich für's IYA ebenso wie das Sonntagsblatt Bayern, das 400 Jahre Keplers Somnium feiert (und die Rhein. Post 401 Jahre Fernrohr). Ausserdem noch Handreichungen für Planetarien im Unterricht, ein UNAWE-Workshop in Rio, ein Zeitungsbericht über deutsche Amateurastronomen in Aktion (die mal nicht als völlig Verrückte dargestellt werden) und Tips für Sternenbeobachter im Raum Chicago von einem populären - nicht-astronomischen - Blog. Wer weiss, welchen subliminalen Einfluss das IYA inzwischen auf so manchen Reporter, Blogger und Redakteur ausübt ... :-)
Donnerstag, 20. August 2009
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