Während die reservierte URL www.galileoscope.org weiterhin ins Nirgendwo (die Frontpage der IYA-Webseite) führt, sind vor wenigen Minuten an unerwarteter Stelle die langersehnten Details des "offiziellen" Galileoscope des internationalen IYA-Sekretariats mitgeteilt worden: von Stephen Pompea von den NOAO auf einer Pressekonferenz während der Herbsttagung der AGU, der American Geophysical Union, in San Francisco. Bekanntlich hat sich die ursprüngliche Vision eines Telesköpchens in vielmillionenfacher Auflage 'für ein paar Dollar', das trotzdem jedermann die Faszination der ersten Himmelsbeobachtungen 1609 vermitteln sollte, als schlicht unmöglich erwiesen, und es war diesen Mai zu einem radikalen Kurswechsel gekommen: Jetzt sollte ein Billigteleskop-Bausatz speziell für den Schulgebrauch entstehen, wie es ihn auf der ganzen Welt noch nicht gab. Ein Teleskop von einer Qualität, wie sie sonst etwa 80 US-Dollar kosten würde, sollte nun für 10 Dollar pro Stück (bei Abnahme einer größeren Menge) entstehen - und dank einer chinesischen Firma soll diese neue zentrale Vorgabe nun tatsächlich geglückt zu sein.
Wie glücklich das Galileoscope allerdings die Menschen machen wird, das wird erst die Zukunft zeigen, wobei es in größerer Zahl nicht vor dem Sommer 2009 verfügbar sein wird - und die guten und kritischen Fragen auf der PK konnte Pompea nur teilweise beantworten. Das Instrument kommt als Bausatz, der auch wieder zerlegt werden kann und sich zugleich als optische Bank für eigenen Experimente anbietet - so kann man aus den mitgelieferten Teilen z.B. ein Fernrohr nach Galilei basteln und dessen winziges Gesichtsfeld erleben. Normal zusammengebaut ist das Galileoscope aber ein Kepler'sches Fernrohr (d.h. mit kopfstehendem Bild) mit 25-facher Vergrößerung und knapp 1½° Gesichtsfeld, wobei die Vergrößerung mit einer Barlowlinse auch auf 50-fach gesteigert werden kann. Objektiv wie Okular sind Achromaten, und die mechanischen Teile des Fernrohrs werden per Spritzgießen hergestellt und sollen haltbar sein. Oben gibt es ein simples Visier, unten ein Gewinde für ein handelsübliches Fotostativ, das nicht mitgeliefert wird; man will aber preiswerte Angebote machen. Das Galileoscope ist als "urban telescope" gedacht: Mond, Jupitermonde, Saturnringe, vielleicht noch ein paar helle Sternhaufen und der Orionnebel - das war's. Angeblich haben Tests gezeigt, dass man dank des langen Tubus und Visiers diese Objekte einfach finden kann, trotz der hohen Vergrößerung.
In den nächsten Wochen sollen per WWW Bestellungen eingeholt werden; zehntausende Anfragen sollen bereits vorliegen. Vermutlich im Januar wird dann der Auftrag an die Chinesen erteilt, für zunächst mindestens 100'000 Stück: Geliefert wird "Anfang bis Mitte" des Jahres 2009, der Großteil der 100 bis 150'000 im Laufe des IYA hergestellten Exemplare wohl erst im Sommer, womit sie für Beobachtungen erst im Herbst zur Verfügung stehen werden. (Allerorten findet man derweil noch die alte Aussage von "Millionen" Teleskopen, die unter's Volk gebracht werden sollen - daraus wird definitiv nichts.) "Jeder kann eins bestellen", betont Pompea, Wissenschaftsmuseen und Planetarien ebenso wie Einzelne, wobei die $10/Stück erst bei Bestellungen ab 100 gelten, sonst können es auch $15 werden. Die Chinesen liefern für US-Kunden nach Wisconsin, von wo dann weiter verschickt wird; für andere Weltregionen werden 4 bis 5 weitere Verteilerknoten eingerichtet, etwa in Rotterdam. Das also soll das Galileoscope werden: ein Bausatz typischerweise für Schulklassen (wo sich aus Kostengründen jeweils mehrere Schüler ein Teleskop teilen), versehen auch mit viel didaktischem Material. Bestenfalls ein Nischenprodukt also im Rahmen des IYA (das ohnehin halb verpasst wird) - aber auf lange Sicht vielleicht ein vielversprechendes Werkzeug für den astronomnischen Schulunterricht: Lassen wir uns überraschen ...
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