Sonntag, 25. Mai 2008

Galileoscope-Arbeitsgruppe erklärt Massenkonzept für gescheitert

Dramatische Wende in Sachen "Galileoscope": Noch letztes Jahr hofften die Organisatoren des IYA, dass die Entwicklung eines Telesköpchens für "ein paar Dollar" möglich sein würde, das dem Laien das gleiche himmlische "Aha!"-Erlebnis vermitteln würde wie einst Galilei seine eigenen Instrumente (siehe z.B. diese PPT-Präsentation von der CAP2007 im Oktober 2007). Insbesondere sollten Landschaften auf dem Mond und die Jupitermonde klar erkennbar sein - wobei das Teleskop als einfach zu montierender Bausatz kommen und ohne Anleitung durch Experten zusammengesetzt und benutzt werden können sollte. Dass diese Spezifikationen nicht unter einen Hut zu bringen sind, ist indes in den letzten Monaten immer klarer geworden, auch bei Tests deutscher Billigstteleskope am echten Himmel - und die internationalen Galileoscope-Organisatoren haben nun einen radikalen Schlussstrich gezogen: Alle Planungen in Richtung eines in Massen (vielleicht sogar gratis am Rande von IYA-Veranstaltungen) zu verteilenden "Cheapscope", wie das Projekt ursprünglich einmal hieß, sind eingestellt worden!

Stattdessen, so erfahren wir jetzt in einem Rundbrief an die SPoCs und den Rest der Welt, sollen weltweit ein paar hunderttausend viel aufwändigere Teleskope produziert werden, die am Ende rund 10 Dollar das Stück kosten sollen: mit 45-facher Vergrößerung (was immerhin dann auch die Saturnringe zeigen sollte), 1.5° Gesichtsfeld und Stativgewinde. Als Begründung für den radikalen Kurswechsel wird angegeben, dass "the educational motivation for the Galileoscope has evolved in a different direction and that educational value is enhanced by more effective use of the telescopes rather than by maximizing their number. Thus the integrated value of the telescope over time relies strongly on the value of the educational materials to help students understand the principles behind it and to conduct extended observing programs (for example, determining the orbits of the Galilean satellites). The additional cost of such a Galileoscope over the original concept of a 'cheapscope' is balanced by the value obtained by the more extended use of the telescope in educational programs, by its use by groups of students rather than only by individuals, and by the potential longer-term use of the telescope beyond the IYA2009 year." Schüler sollen also jetzt die zentrale Zielgruppe sein, von der Versorgung breiter Kreise ist auf einmal keine Rede mehr.

Der Brief kommt mit einer Deadline: Bis zum 30. Juni müssen die einzelnen Länder ihre (unverbindlichen) Bestellungen aufgeben! Jetzt sind weit reichende Entscheidungen gefragt: Mitmachen - ohne die optische Qualität und insbesondere die Handhabbarkeit durch Laien selbst testen zu können - oder aber eigene Wege gehen? Fixe 45-fache Vergrößerung in Kombination mit einem einfachen Fotostativ (oder einem zusätzlich gelieferten Billigstativ, von dem in dem Schreiben die Rede ist) ist selbst für Amateurastronomen alles andere als eine optimale Konfiguration, und selbst bei einem 50-mm-Objektiv aus Glas wird das Bild sehr dunkel sein: Nur mit Anleitung durch Experten - sprich: geduldige Amateurastronomen - dürfte man es mit Gewinn benutzen können. Also sollten Astrogruppen und Volkssternwarten den Vertrieb organisieren - die freilich selbst über weit bessere Optiken verügen, die auch Laien durchaus überzeugen (können). Ein Galileoskop wie nun beschlossen würde gegen jedes dieser Instrumente weit zurückfallen, womit dann eine Motivation zum Erwerb kaum aufkommen dürfte. Viele Fragen ... z.B. für das nächste nationale Treffen, das jetzt für Samstag, den 14. Juni, um 13:00 Uhr im AIP in Potsdam angesetzt wurde.

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